Praxisorientiert weiterbilden: Trotz oder wegen Corona?

Die Ausbildung für PR-Fachleute mit eidg. Fachausweis ist stark praxisbezogen. Wie funktioniert der Praxistransfer in Corona-Zeiten, sprich: im Fernunterricht?

Wir haben bei Stefanie Inniger, PR-Verantwortliche bei den Bergbahnen Adelboden, nachgefragt. Sie besucht seit Oktober 2020 die einjährige Ausbildung an der KV Business School Zürich.

Stefanie Inniger, Sie haben letzten Herbst den Bildungsgang zur PR-Fachfrau begonnen. Haben Sie sich «trotz Corona» oder «wegen Corona» für eine Weiterbildung entschieden?
Ganz klar «trotz Corona». Ich habe schon zuvor mit dieser Weiterbildung geliebäugelt, aber die Anmeldung aufgrund einer beruflichen Neuausrichtung und einer längeren Reise wieder vertagt. Letztes Jahr habe ich mir aber gesagt: «Komme was wolle, jetzt oder nie!»

Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie bereits zwei Wochen nach dem Start vom Präsenzunterricht in den Fernunterricht mit Zoom wechseln mussten?
Nach dem Corona-Frühling fühlte es sich im Herbst wie ein Dejà-Vu an. Ich war vor allem neugierig, wie es im digitalen Klassenzimmer sein wird.

Welche Erfahrungen machen Sie mit Fernunterricht?
Das Lernen vor dem Bildschirm empfinde ich als anstrengender als im Klassenzimmer. Aber ich wurde positiv überrascht und bin beeindruckt, wie gut die Wissensvermittlung und Gruppenarbeiten digital klappen. Diesbezüglich bin ich dankbar, dass ich meine Kolleginnen am Anfang noch «im richtigen Leben» kennenlernen durfte – das macht die Zusammenarbeit auf Zoom viel einfacher. Wir haben uns als Klasse quasi selbst bewiesen, dass das Arbeiten an Fallstudien und Rollenspiele digital funktionieren. Und von der grossen Erfahrung unserer Dozierenden profitieren wir auch via Bildschirm: Es war schon manche Unterrichtsstunde augenöffnend und inspirierend.

Man hört oft, dass im Fernunterricht der soziale Aspekt untergeht: Wie geht Ihre Klasse damit um?
Klar fehlt mir der persönliche Austausch in den Pausen und an gemeinsamen Mittagessen mit Kolleginnen und den Dozierenden. Aber meine Generation ist es gewöhnt, mit digitalen Hilfsmitteln zu netzwerken. Wir machen das Beste aus der Situation, beteiligen uns aktiv im Unterricht und tauschen uns regelmässig im WhatsApp Chat aus. 

Würden Sie auch zukünftig eine Weiterbildung besuchen, die ganz oder teilweise im Fernunterricht stattfindet?
Ja, auf jeden Fall. Einen teilweisen Fernunterricht würde ich begrüssen, denn das bringt Abwechslung in den Lehrgang. Wichtig ist mir, dass der Fernunterricht interaktiv gestaltet ist – einer reinen Vorlesung zu folgen, käme nicht in Frage. Für mich ein grosser Pluspunkt im Fernunterricht ist die Zeitersparnis: Da ich normalerweise aus dem Berner Oberland nach Zürich fahren müsste, fällt die lange Hin- und Rückreise weg.

Welche beruflichen Ziele wollen Sie mit dem eidg. Fachausweis erreichen?
Ich habe ursprünglich einen Bachelor in Tourismus und Sport Management gemacht und einige Zeit für den Ski-Weltcup in Adelboden gearbeitet. Danach hat es mich ins PR-Team der «Coopzeitung» verschlagen, bevor ich heimwehgeplagt anfangs 2020 zurück nach Adelboden ging. Das war ein Sprung ist kalte Wasser, denn kaum bei den Adelboden Bergbahnen angekommen, brauchte es wegen Corona und dem Virus jede Menge Medienarbeit – dies hat das «PR-Feuer» in mir endgültig entfacht. Ich möchte mein Wissen erweitern und das nötige Rüstzeug holen, das mich in meinem Job, den ich mit Herzblut ausübe, weiterbringt.

Also haben Sie doch auch «wegen Corona» die Weiterbildung gestartet?
Ja, wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, dann sowohl trotz als auch wegen Corona!

Interview: Anita Gut

Die Ausbildung für PR-Fachleute mit eidg. Fachausweis bieten verschiedene Ausbildungsinstitute an. Mehr Informationen zur Ausbildung an der KV Business School Zürich gibt es auf deren Webseite unter https://www.kv-business-school.ch/school/marketing-verkauf-und-kommunikation/pr-fachmann-pr-fachfrau.