«PR ist kein Nice-to-have»: Der neue STRP-Präsident im Gespräch

Dimitri Loringett, neuer STRP-Präsident, fordert PR als strategische Aufgabe. Er setzt auf Stakeholder-Management, persönliche Begegnung und eine Belebung der Tessiner PR-Community. Sein Kurs im Interview.
Wie hat sich Ihre Rolle als Kommunikationsspezialist in den letzten Jahren verändert?
Im Grunde genommen nicht viel. Sicher, die sozialen Medien haben die Art und Weise und den Ton verändert und ermöglichen es praktisch jedem, sich ungehemmt zu äussern. Aber sie haben das Ziel nicht verändert, zumindest nicht das meine: zu kommunizieren, Geschichten und Fakten zu erzählen und ein Publikum zu informieren. Doch genau diese ungezügelte kommunikative Freiheit hat den Akteuren der institutionellen und unternehmerischen Kommunikation Probleme bereitet - und tut es immer mehr: Es wird immer schwieriger, die Erzählung zu "kontrollieren", und immer öfter muss man "in Deckung gehen". Die Lösung? Mehr Engagement im Stakeholder-Management und damit in der PR.
Was reizt Sie an der Rolle als Präsident des STRP?
Ich geniesse es, Kontakte zu knüpfen und mich für andere nützlich zu machen. Ich habe das Amt des STRP-Präsidenten auch aus einem Geist des Dienens heraus angenommen. Ich freue mich aber auch, einen Verband vertreten zu dürfen, den ich als traditionell bezeichnen würde - der STRP wurde nämlich 1981 gegründet - und der immer noch ein gewisses Prestige geniesst. Als Mitglied des nationalen Dachverbandes pr suisse finde ich zudem die Möglichkeit, mich mit Mitgliedern aus anderen Regionen zu vernetzen, wichtig und anregend.
Was sind die grössten Herausforderungen für den STRP?
Wie bei teils anderen regionalen Sektionen von pr suisse ist die Zahl der Mitglieder in den letzten Jahren zurückgegangen. Ein beträchtlicher Anteil dieser Entwicklung erfolgte nach der Pandemie. Gemeinsam mit unseren Vorstandskolleginnen und -kollegen werden wir das Bedürfis und das Interesse zurückbringen müssen, damit die Leute unsere Veranstaltungen wieder besuchen, denn das ist die Stärke des Verbandes.
Wie sehen Sie die Veränderungen in der PR- und Kommunikationswelt?
Die wichtigste Herausforderung ist die Sensibilisierung der Digital Natives für die Kunst der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die digitale Kommunikation hat viele Vorteile, das ist unbestreitbar. Die PR-Arbeit kommt heute nicht mehr ohne die neuen Kommunikationsmittel aus, aber sie können niemals den persönlichen Kontakt, die physische Begegnung ersetzen. Es wird nicht einfach sein, denn fast dreissig Jahre Digitalisierung haben fast zwei ganze Generationen von Menschen hervorgebracht, die den Wert der persönlichen Interaktion nur teilweise kennen. Aber ich bin zuversichtlich, dass es eine Rückkehr zu einem weniger unpersönlichen Kontext geben wird, denn schliesslich sind wir Menschen soziale Wesen.
Was wünschen Sie sich für die zukünftige Rolle von PR/Kommunikation in Wirtschaft und Gesellschaft?
Zunächst einmal wünsche ich mir, dass Unternehmen und Organisationen verstehen, dass Kommunikation eine strategische und keine sekundäre Tätigkeit ist - es gibt auch heute noch Organisationen, einschliesslich öffentlicher Einrichtungen, in denen der Kommunikationsdienst nicht Teil des allgemeinen Managements ist, sondern anderen Einheiten, sogar Verwaltungseinheiten (!), unterstellt ist. Ausserdem wäre es schön, wenn die Menschen verstehen würden, dass die PR-Funktion kein Nice-to-have ist, sondern eine wichtige Ressource, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Tätigkeit des Unternehmens oder der Organisation sich besser profilieren und langfristig ihre Ziele erreichen kann. PR ist ein bisschen wie der Zusatz im Kraftstoff eines Motors: ein "kleines Extra", das ihn besser und länger laufen lässt.
Wer ist Dimitri Loringett ?
- Wirtschaftsredakteur und Journalist beim Corriere del Ticino
- Wohnhaft in Vezia/TI, verheiratet mit Fulvia, keine Kinder - aber mit einer Katze, Mr. Gray
- Musik (ich habe viele Jahre lang Schlagzeug gespielt, auch einige Platten veröffentlicht und einige Jahre lang ein kleines Schweizer Jazz-Label “Altrisuoni” geleitet)